Es geht um Zahlen, Zahlen, Zahlen. Genauer um die Volkszählung für ganz Deutschland. Mit dieser statistischen Erhebung wird in der Regel im Abstand von zehn Jahren ermittelt, wie viele Menschen wo in Deutschland leben oder auch wie sie wohnen. Nun liegen die Ergebnisse vor. Dabei stimmen die Zahlen offensichtlich nicht mit denen der Meldebehörden überein. Im Amt Hüttener Berge sind in allen Kommunen eine sinkende Zahl an Einwohnerinnen und Einwohnern festzustellen. So jedenfalls lautet ein Ergebnis der Erhebung. Aber kann das stimmen? Aus dem Amt hört sich das ganz anders an. Dort wird das Ergebnis angezweifelt und man hat bereits Widerspruch eingereicht. Die Zahlen sollen noch einmal überprüft werden.
In Groß Wittensee soll es laut der Statistiker vom Zensus 2011 bis zum Zensus 2022 einen Bevölkerungsrückgang von rund 4 Prozent gegeben haben. Führte ein technisches Problem zu den aus Sicht der Gemeinde falschen Ergebnissen? Die Statistiker weisen die Kritik an Zensus zurück. Neben Informationen aus Melderegistern wurden außerdem etwa zwölf Prozent der Bevölkerung befragt. Die Bevölkerungsfortschreibung basiert auf dem letzten Zensus, in diesem Fall dem Zensus 2011. Für die Berechnung der aktuellen Bevölkerungszahl fließen dann Statistiken zu Geburten, Sterbefällen sowie Zu- und Fortzügen ein. Bei der einen Erhebung alle zehn Jahre legen die Statistikerinnen und Statistiker großen Wert auf Genauigkeit. Immerhin sind ihre Angaben auf Jahre Grundlage für zahlreiche politische Entscheidungen.
Warum aber gibt es nun laut Zensus weniger Einwohner als angenommen?
Die große Abweichung zur ursprünglich angenommenen Einwohnerzahl betrifft laut Quelle vor allem die ausländische Bevölkerung. Dabei zählte der Zensus 2022 über eine Million Ausländer weniger als bisher gedacht. Ein Grund könnte laut den Statistischen Ämter des Bundes und der Länder sein, dass Ausländer, die sich amtlich in Deutschland gemeldet haben und damit statistisch erfasst sind, wieder weggezogen sind, ohne dies den Behörden zu melden. (Quelle: Statista.com) Dies betrifft übrigens auch Deutsche die ins Ausland ziehen. Sie müssen sich bei Wegzug aus der Gemeinde beim Meldeamt abmelden, anders als bei einem Umzug innerhalb Deutschlands. Dort meldet das Meldeamt den Zugezogenen am alten Wohnort automatisch ab. Oder auch nicht? Passieren kann so etwas leider immer mal wo Menschen arbeiten. Das Ergebnis ist dann eine Karteileiche. Groß Wittensee soll laut Zensus 55 davon haben, also Menschen die hier offiziell gemeldet sein sollen, aber nicht mehr wirklich hier wohnen sollen.
Aber warum regt man sich eigentlich über weniger Einwohner so sehr auf, dass es sogar zu einer Klage kommt?
Die Antwort ist eindeutig. Es geht ums Geld. Die Differenz ist von Belang, denn nach der Zensus-Einwohnerzahl errechnet sich die Pro-Kopf-Zuweisungen, also der kommunale Finanzausgleich des Landes (FAG) für die Gemeinden.
Für Groß Wittensee bedeutet dies zukünftig geringere Einnahmen durch den Finanzausgleich in Höhe von:
– 34.189 € in 2024,
– 41.227 € in 2025 und
– 51.293 € in 2026
Auch hier, so unsere Befürchtungen, werden dann zum Ausgleich eher Steuern und Abgaben erhöht werden, als dass der Sparkommissar im Amt mal einschreitet. Da klagt man lieber gegen den Zensus.
Den Klageweg haben beim letzten Zensus übrigens schon andere Kommunen oder Städte versucht. Flensburg z.B. klagt seit 2011 seinen „verlorenen Bürgern“ hinterher. Bis heute ohne Ergebnis.
(Beitragsfoto Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder)