Am 26.Juli 2008 schwitzen die Dortmunder bei hochsommerlichen Temperaturen. Wenige Stunden später stehen Autos und Keller unter Wasser, auch die Kanalisation kann den heftigen Regenfällen nicht standhalten. Was bleibt, ist ein Sachschaden in Millionenhöhe. Auf einen Quadratmeter treffen binnen weniger Stunden 200 Liter Regen – weit mehr als im Boden versickern kann. Weit mehr, als die umliegenden Gewässer aufnehmen können – aus kleinen Bächen werden reißende Ströme.
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (a): Flyer „Sturzfluten“
Dieses Szenario aus Dortmund ist beileibe kein Einzelphänomen, sondern die Beschreibung eines Starkregenereignisses. Jedes Jahr entstehen so Schäden in Millionenhöhe. Wetterereignisse wie Starkregen und Sturzfluten haben in ihrer Anzahl in den letzten Jahren nicht nur zugenommen, sondern auch deutlich gemacht, dass jeder Opfer dieser Naturkatastrophen werden kann. Auch in Groß Wittensee.
Das Land Schleswig-Holstein hat inzwischen eine virtuelle Karte erstellt, anhand der jeder Bürger die Risiken in seinem Wohnort erkennen kann. Handeln müssen aber auch die Kommunen, denn Pflege und Wartung der Kanalisationen gehören mit zu ihren Aufgaben. Insbesondere die älteren Straßen in Groß Wittensee sind davon betroffen, da sich die Kanalisation dort in keinem guten Zustand befindet. So gibt es bereits seit einigen Jahren die Notwendigkeit zur Sanierung der Regenwasserkanäle im Moorweg. Auch an anderen Stellen im Ort gibt es Probleme mit dem Abfluss des Regenwassers, sei es durch verstopfte Gullis oder zu kleine Kanäle. Die Folgen haben dann die Anwohner zu beseitigen, deren Keller voll Wasser laufen.
Wir haben bereits im letzten Jahr einen Antrag in den Gemeinderat eingereicht, der sich um das Thema „Klimaschutz und Abwasserbehandlung“ dreht. Nämlich die notwendige Trennung der Abwassergebühren in Schmutz- und Niederschlagswassergebühren. Nicht nur, dass diese Trennung seit Jahren bereits rechtlich notwendig ist, sondern auch zur gerechteren Verteilung der Kosten führt. Durch die Trennung wird dem Verursacherprinzip Rechnung getragen und die Kosten für die Abwasserbeseitigung entsprechend der tatsächlichen Inanspruchnahme verteilt.
Außerdem schafft die gesplittete Abwassergebühr finanzielle Anreize zur Entsiegelung, zur Regenwassernutzung sowie zur Regenwasserversickerung vor Ort. Also ein direkter Mehrwert für unsere Umwelt. Der erste Anlauf wurde noch vom restlichen Gemeinderat „verschoben“. Man wolle sich erst noch von einem Fachmann beraten lassen. Unsere Meinung dazu ist, dass es hier rein gar nichts mehr zu beraten gibt, da zum einen die rechtliche Notwendigkeit besteht. Seit Jahren bereits gibt es Gerichtsurteile, die Abwassergebührenbescheide als rechtswidrig befinden, wenn die Abwassergebühren nicht in Schmutz- und Regenwasser getrennt aufgeführt sind. Zum anderen muss die Gemeinde endlich ihrer Pflicht nachkommen, den zukünftigen Klimakapriolen mit wirksamen Maßnahmen entgegen zu treten. Dazu benötigen wir dringend notwendige Sanierungen der vorhandenen Infrastruktur und für zukünftige Bauleitplanungen einen weitsichtigeren Umgang mit Niederschlagswasser, als es das aktuelle Baugebiet mit dem neuen Schulstandort zeigt. Denn alleine Regenrückhaltebecken lösen die Probleme nicht.
Es ist zu spät, Brunnen zu graben, wenn der Durst brennt sagte einst Titus Maccius Plautus. Denn auch wenn Wasser eine lebensnotwendige Ressource ist, so kann sie doch zur Katastrophe werden.

Auch große Teile des Wiesengrund sind bei Starkregen gefährdet.

Die unterschätzten Risiken „Starkregen“ und „Sturzfluten“ – Ein Handbuch für Bürger und Kommunen